Mit vereinten Kräften gegen chronische Schmerzen
Mit vereinten Kräften gegen chronische Schmerzen
Seit 2015 gibt es das Interdisziplinäre Schmerzzentrum im Friederikenstift (ISZ) unter der ärztlichen Leitung von Dr. Nicolas Jakobs. 16 Betten stehen für Menschen mit einem meist bereits diagnostizierten Krankheitsbild und chronischen Schmerzen zur Verfügung.
„Die Menschen müssen sich auf diese Form der Behandlung bewusst einlassen.“
Dr. Nicolas Jakobs
Das Team besteht aus Expertinnen und Experten der Fachbereiche Anästhesie, Neurologie, Psycho-, Kunst-, Physio- und Ergotherapie sowie speziell geschultem Pflegepersonal. Das ISZ kooperiert eng mit der Interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie (IMST) im Annastift. Seit 2020 gibt es zudem einen angeschlossenen BG-Ambulanzbereich.
Opiattherapie als ein Schwerpunkt
Neben traumatologisch bedingten chronischen Schmerzstörungen werden unter anderem medikamenteninduzierte Kopfschmerzen sowie Schmerzen unter Berücksichtigung von psychischen Begleitproblematiken im ISZ behandelt. Ein weiterer Behandlungsschwerpunkt liegt auf Opiatentzügen unter kontrollierten Bedingungen. „Eine Opiattherapie über drei Monate mit einer Morphinäquivalenzdosis von über 90 bis 120 Milligramm pro Tag sollte zumindest hinterfragt werden“, sagt Dr. Jakobs. Eine überregionale Expertise des Teams besteht zudem bei der Behandlung des Complex Regional Pain Syndromes (CRPS).
Lebensqualität langfristig steigern
Reichen ambulante unimodale Therapien nicht mehr aus, können sich Zuweiser jederzeit an das ISZ wenden. „Opiatentzüge oder Medikamenteneinstellungen sind oft kurzfristig möglich“, sagt der leitende Arzt. Nach der Einweisung erfolgt zunächst eine terminierte Vorstellung der Betroffenen. „Die Menschen müssen sich auf diese Form der Behandlung bewusst einlassen“, so Dr. Jakobs.
Im engen interdisziplinären Austausch wird der ursächliche Schmerz auch mit komplementären Methoden nach einem individuellen Plan behandelt. Rund zwei Wochen dauert der Aufenthalt im Durchschnitt, Verlängerungen sind möglich. Die Schmerzedukation – ob einzeln oder in Kleingruppen – spielt bei der Behandlung eine große Rolle. Mit dem Entlassungsbrief erhalten die Patientinnen und Patienten Empfehlungen für eine weiterführende Therapie. „Das Ziel ist es, die Lebensqualität der Menschen zu steigern und ihnen Möglichkeiten an die Hand zu geben, mit den Schmerzen langfristig besser umgehen zu können“, so Dr. Jakobs.
Die neue Volkskrankheit?
Chronische Schmerzen sind laut Dr. Nicolas Jakobs keine neue Erscheinung. Vielmehr handelt es sich um eine bislang unterbewertete Erkrankung, basierend auf einer Grunderkrankung, deren Folgen nicht behandelt werden. Bereits in der Akutschmerztherapie treten häufig Defizite auf. Nach Einschätzung des Berufsverbands der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland sind Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen deutlich unterversorgt.
Kontakt
Dr. Nicolas Jakobs, DESA
Leitender Arzt Schmerzmedizin
Oberarzt Klinik für Anästhesiologie,
Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizin
Telefon: (05 11) 129-28 76
E-Mail: nicolas.jakobs@diakovere.de